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Oscar - Ein Hund findet ein Zuhause

Bildquelle: Edel Kids
Oscar
Ein Hund findet ein Zuhause
Eine Geschichte von Annette Moder
mit Bildern von Jennifer Coulmann
32 Seiten
1. Aufl. 2018
Edel Kids
ISBN: 978-3-96129-030-7
12,90€


Freundschaft
verlassene Tiere

Oscar ist ein Streuner. Ein verlassener Hund ohne Herrchen oder Frauchen. Doch Oscar kommt gut alleine zurecht.
Einmal muss er ein Herrchen gehabt haben denn er Trägt ein Halsband mit seinem Namen drauf.
Sogar im Tierheim hat er mal gelebt doch da gefiel es ihm nicht und so nutzte er die Gunst der Stunde und lief davon, als die Tür vom Zwinger einmal aufstand.
Oscars mag sein Leben. Der Ort mit den roten Schwedenhäuschen,  dem vielen Grün und den netten Leuten ist sein neues Zuhause geworden. Besser gesagt ein verlassener Schuppen zu einem leer stehendem Haus. Doch eines Tages ändert sich alles. Neue Bewohner ziehen in das Haus und mit ihnen ein kleiner Junge der zu Oscars Leidwesen gleich überall herumstromert und die Gegend unsicher macht. Ein Störenfried, findet Oscar. Das ist sein Revier, da haben Neugiernasen nichts zu suchen, das macht er dem Jungen mit unfreundlichem knurren sehr deutlich, dabei schien der sich augenscheinlich sehr über seine Entdeckung zu freuen.
Ja, und was macht unser Oscar, der nimmt mal wieder Reißaus.
Als es dunkel ist und die Menschen schlafen kehrt er zurück in den Schuppen wo ihn eine große Überraschung erwartet.
Der Junge hat ihm etwas zu Fressen und zu Trinken hingestellt , ja auch eine weiche Decke liegt für ihn da.
Am nächsten Morgen kommt der Junge erneut in den Schuppen um den Kontakt zu Oscar zu suchen. Sehr behutsam und verständig, das fällt selbst dem Streuner auf. Er schwankt zwischen " der Junge ist doch ganz nett" und " ich will keine Menschen um mich" und läuft dann doch wieder weg.
Irgendwann an diesem Tag entdeckt Oscar auf seinem Weg von weitem den Jungen. Er sieht traurig aus. Als der dann auch noch von größeren Jungen geschubst wird kommt in Oscar doch der Beschützerinstinkt wieder hoch. Laut kläffend verjagt er die Bande.
Ob das der Beginn einer neuen Freundschaft ist in der Oscar wieder lernt Menschen zu vertrauen?
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Eine wunderschöne Geschichte, die uns Oscar da erzählt.
Viele Hunde erleben Schicksale wie Oscar. Vermutlich hat er sehr schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht, ist enttäuscht worden. Was genau passiert ist verrät er uns nicht doch in allem wie er handelt und was er denkt spürt man die innere Zerrissenheit. Auf der einen Seite spürt man deutlich, das er Nähe zu Menschen mag auf der anderen die unglaubliche Skepsis, vermutlich die Angst wieder enttäuscht zu werden. Lieber allein sein als zu viele Gefühle investieren, dann gibt es auch keinen Enttäuschung. Auch als er merkt, das der Junge und seine Familie es gut mit ihm meinen und das er sehr warmherzig aufgenommen wird bleibt der Freiheitsdrang. Oscar verschwindet , erkennt aber, das es zuhause doch am schönsten ist und kommt zurück.
Annette Moser lässt Oscar erzählen und schafft so eine besondere Stimmung, die uns die Gefühlswelt des Hundes sehr nahe bringt.
Kinder sehen oft  nur das niedliche Tier vor ihnen und nicht was es vielleicht schon mitgemacht hat. Der Junge hier ist sehr feinfühlig, geht behutsam und verständnisvoll, sehr unaufdringlich auf Oscar zu. Er lässt ihm die Freiheit, bekundet aber sowohl verbal als auch durch seine Körpersprache deutliches Interesse.
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Das Buch sensibilisiert auf wunderbare Weise. Weder kitschig, romantisch noch mit glattem Happy End. Ja, es gibt das Happy End in dem Oscar sagt er sei der glücklichste Hund der Welt doch an erster Stelle steht die Erkenntnis, das er etwas besonders ist. Sein Selbstwertgefühl musste erst wieder aufgebaut werden, genau wie Vertrauen.
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Die Bilder von Jennifer Coulmann sind sehr ausdrucksstark. Selten habe ich so wunderbare Zeichnungen eines Hundes gesehen. Zeichnungen in denen die emotionale Gefühlswelt unglaublich realistisch eingefangen wird. Sowohl Mimik als auch Gestik aller Beteiligten werden so visualisiert das man das Gefühl hat mitten im Geschehen zu sein,das man vor einem echten Hund steht, in einer realen Landschaft.
Das schwedische Bullerbü Flair rundet das ganze auf schöne Weise ab.
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Unsere Lesekinder im Alter zwischen 3 und 9 Jahren waren begeistert von der Geschichte, berichteten später über eigene Erfahrungen mit Hunden und analysierten auf ihre kindliche Art Oscars Verhalten.
Alle waren sich einig, das Oscar etwas sehr schlimmes erlebt haben muss.
Sie waren etwas traurig als die Geschichte scheinbar ein gutes Ende nahm und Oscar dann doch wieder weg lief. Freuten sich dann aber um so mehr als es dann doch ein Happy End gab.
Dieses hin- und her gerissen sein hat sie sehr beschäftigt und zu allerlei klugen Bemerkungen veranlasst.
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Ein schönes Buch, auch um mit Kindern über Tiere und ihre Gefühle zu sprechen.