Unsere Lieblingsbücher

Die Schildkröte Allesistgut

Bildquelle: Alibri Verlag
Die Schildkröte Allesistgut
Eine Geschichte von David Acera
mit Bildern Nanu Gonzalez
30 Seiten
1. Aufl.2016
Alibri Verlag
ISBN 978-3-86569-253-5
15,-€


Eine Geschichte mit viel Tiefsinn, die zum Nachdenken anregt

Gleich zu Beginn möchte ich darauf hinweisen, dass man sich diese Geschichte auf jeden Fall vorher einmal alleine anschauen und vor allem die letzten Seiten lesen sollte.
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Was nicht heißen soll, das das Buch nichts für kleine Kinder ist!!
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Ich würde es nicht vorstellen wenn es unseren Lesekindern und mir  nicht gefallen würde.
Um auch das vorweg zu nehmen  wir finden es großartig!!

Nun aber zum Buch,
das in vielerlei Hinsicht besticht.
Zum einen die wunderbaren, außergewöhnlichen Illustrationen von Nanu Gonzalez.
 Klar und dennoch etwas skurril anmutend mit dem Hang zur Übertreibung, in warmen Sandtönen gehalten und sehr ausdrucksstark wird die Geschichte trefflich illustriert und transportiert.
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Die Geschichte selbst ist eigentlich recht einfach gehalten, und dennoch unglaublich tiefsinnig. Sie besticht durch ihre Wiederholungen, die beim Vorlesen auch klanglich immer wieder trägt.
Auf einer Insel im Pazifik lebt die Schildkröte Allesistgut. Ihren Namen hat sie bekommen weil sie den ganzen Tag nur Frisst und dabei "Alles ist gut, alles ist gut, wenn man etwas zu essen hat!"  vor sich her singt.
Dabei wechselt sie täglich in fester Regel von Morgens bis Abends ihre Orten an denen sie die besten Plätze für die köstlichsten Kaktusfeigen kennt.
Die anderen Tiere, die sie auf ihrer Tour trifft ,und die ihr immer nette Worte zu rufen, sie grüßen und einladen, interessieren sie nicht. Immer mit dem Kopf nach unten ignoriert sie ihre Mitbewohner vollständig.
Eines Tages wurden auf der Insel Schweine ausgesetzt, die alles fraßen was ihnen über den Weg lief. Sie lernten sogar auf Bäume zu klettern. Nichts und niemand wurde von ihnen verschont, nur die Kaktusfeigen, waren ihnen zu stachelig und die Schildkröte zu hart. Die Insel-Tiere baten die Schildkröte um Schutz in ihrem harten Schildkrötenhaus doch jedem verweigerte sie dies.
So kam es, dass sie irgendwann ganz allein mit den Wildschweinen auf der Insellebte, bis ein Schiffbrüchiger auf die Insel kam.
Die Wildschweine waren clever rannten weg und kletterten auf die Bäume, das war dem Gestrandeten zu viel Mühe doch dann fand dieser die Schildkröte von der er sich eine wunderbare Schildkrötensuppe kochte.
Und der Mann sang :
" Alles ist gut, alles ist gut wenn man etwas zu essen hat."
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Am Ende hat der Schildkröte ihr "Egotripp" ihr Egoismus und Desinteresse an den anderen  selbst das Leben gekostet.
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Es ist eine wunderbare Geschichte um später darüber mit Kindern zu reden.
"Was will uns der Autor mit dieser Geschichte sagen?"
"Wie hättet ihr gehandelt
und
wieso?"
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Mit unseren Lesekindern im Alter zwischen 5 und 9 Jahren haben wir äußerst lange über die Geschichte gesprochen. Schon zur Mitte des Buches erkannte man wie die Kinder in der Geschichte förmlich mit gingen. Einerseits wiederholten sie immer den Gesang der Schildkröte andererseits forderten gerade die Kleineren die Schildkröte auf den Tieren doch zu helfen.
Nach unserem Gespräch wollte ich eigentlich mit den Kindern eine Schildkröte basteln.
Doch manchmal muss Pläne umwerfen weil etwas noch besseres in der Luft liegt.
Wir haben eine neue Geschichte gemalt.
Was wäre gewesen wenn die Schildkröte allen Tieren geholfen hätte.
Hätte sie überhaupt allen helfen können?
Passt ein Faultier unter einen Schildkrötenpanzer?
Und überhaupt Platz für alle wäre doch nie da gewesen?
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Zwei Kinder erklärten mir, dass die Geschichte ja symbolisch dafür wäre er das sich die Schildkröte egoistisch verhalten hätte. Wen etwas symbolisch ist, dann kann man in einer Geschichte auch Sachen die in Wirklichkeit nicht gehen.
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Und so entschieden sich die Kinder dafür ein ganz großes Bild zu gestalten in Collagenform das die Schildkröte zeigt und in ihr alle Tiere.
Ihre Geschichte dazu erzählen sie selbst so.
" Die Schildkröte bietet allen Tieren Unterschlupf. Erst haben die Schweine noch Pflanzen zu fressen aber die schmecken ihnen auf Dauer nicht und sie vertragen sie auch gar nicht. Deshalb schwimmen sie zu einer anderen Insel um zu sehen ob es da etwas besseres für sie zu fressen gibt.
Als der Schiffbrüchige auf die Insel kommt findet er genug Pflanzen die er essen kann. Er ernährt sich vegetarisch, vielleicht auch mal einen Fisch aus dem Meer und er freundet sich mit den Tieren der Insel an."
"Leben und Leben lassen" sagte ein 9Jähriger dazu.
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Ich fand interessant wie die Kinder mit der Geschichte um gingen.
Sie suchten eine Wendung in der Gemeinschaft wichtig war. Ein Happy End.
Ich fragte sie ob sie immer ein Happy End in einer Geschichte wollen.
Nein, dass war es nicht was sie wollten. Sie wollten zeigen wie es in ihren Augen besser geht. Wenn die Schildkröte sich etwas anders verhalten hätte ginge es allen besser auch ihr selbst.
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Ja, wie wahr.
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Ich denke mehr ist zu dieser wirklich tollen Geschichte nicht zu sagen.
Ich finde es sehr gut, dass es Bücher gibt wie dieses, die Kinder dazu anregen nachzudenken. Verhalten zu reflektieren und auch zu hinterfragen.
Leider werden Bücher wie dieses oft , von den Erwachsenen, als sperrig bezeichnet/ empfunden.
"Ein Bilderbuch an dem hinterher die Hauptfigur stirbt, nein das ist nichts für Kinder"
 heißt es dann oft.
Ja, all denen muss ich sagen was ist denn mit unseren Märchen?
Die werden vorgelesen da wird gemordet, Intrigen gesponnen etc.
Die werden vorgelesen.
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Unsere Lesekinder fanden die Geschichte toll und ich bin mir sicher, diese Geschichte bleibt ihnen länger und intensiver im Gedächtnis  als eine harmonische Geschichte.
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