Unsere Lieblingsbücher

So bin ich und so bist du!

Bildquelle: Albarello Verlag
So bin ich
und
so bist du!
2 Geschichten in einem Band
von Ingrid Huber
und Sabine Wiemers
64 Seiten
ISBN: 978-3-86559-086-2
Albarello Verlag
12,99€


"Ich bin aber größer als du!
und
"Die Freunde vom Hafen"

2 Geschichten  zum Thema Rücksichtnahme und Respekt
und ein wenig über die Zwillingsproblematik

Als ich dieses Buch entdeckte dachte ich zu erst:" komisch, das Bild kennst du doch".
Aber der Titel war mir fremd.
Tatsächlich, das Bild hängt seit über 15 Jahren, eingerahmt in unserem Treppenaufgang.
Es war eines der Lieblingsbücher meiner Kinder, das bereits  um 1996 erschien.
In der Kinderbücherei hatte ich noch das Buch dazu, leider schon reichlich ramponiert. 
Um so erfreuter war ich nun, dass sich hinter dem bekannten Cover tatsächlich auch die viel geliebte Geschichte "Ich bin aber größer als du!" versteckte.

Es gibt so wunderbare Titel, die nicht mehr verlegt werden, da freut man sich einfach wenn man so wie jetzt, ein Buch in die Hände bekommt, dass quasi neu aufgelegt wird.

So haben wir hier ein wunderbares Buch mit zwei Geschichten, die eins gemeinsam haben, sie beschäftigen sich mit dem Thema Rücksichtnahme und Respekt gegenüber anderen.
Obwohl beide Bücher von Sabine Wiemers illustriert wurden, erleben wir rein visuell schon zwei sehr unterschiedlich gestaltete Geschichten.
Die Erste ( "Ich bin aber größer als du!") in fröhlichen, bunten Farben wo das Gelb/Braun der Giraffen das Bild dominiert .
Die Zweite in leicht bunten, sehr pastellig, erdigen Farben,die grade durch diese sehr ausdrucksstark das Leben und die Stimmung am Hafen widerspiegelt.
Häufig hat man Sammelbände mit Bilderbuchgeschichten, die so gleich illustriert sind, dass man das Ende einer Geschichte kaum bemerkt.
Hier erleben wir zwei verschiedene Illustrationsweisen. Eine optische Bereicherung, die Spaß macht und klar abgrenzt.
Ich finde es immer sehr positiv, wenn Kinder viele verschiedene Arten von "Kunst" erleben können, so wie bei Bilderbuchillustrationen.
*
"Ich bin aber größer als du!"
erzählt die Geschichte von Ria und Pia, ein Giraffen Zwillingspärchen.
Ria und Pia leben mit ihren Eltern in einem Zoo und erfreuen die Besucher sehr.
Seit dem die beiden auf der Welt sind  versuchen sie immer die Beste, die Größte, die Erste zu sein, den anderen zu übertrumpfen.
Sie wachsen um die Wette, um als Erster über den Zaun sehen zu können, wenn eine von beiden ein tolles Blatt zum fressen sieht, bemüht sich die andere den Hals noch weiter zu strecken um an noch höhere, saftigere Blätter zu gelangen.
Dabei wurde der Wettstreit auch verbal immer offensiver.
Auf "Ätsch, ich bin größer als du!"
folgte:
........" Ich bin die Größte! Ich!"...
Es wird beschossen, wer zuerst die Wolken erreicht, der hat gewonnen. So wachsen beide um die Wette. Immer höher und höher. 
Sie werden größer als ihre Eltern und größer als alles andere.
Als sie zeitgleich an die Wolken stoßen  fängt es  an zu regnen. Zwei wunderbare Regenbogen bildeten sich und lenkten die Aufmerksamkeit der beiden kleinen, großen Giraffen auf sich. Sie sind so fasziniert von ihnen, dass sie darüber ihren Wettstreit vergessen .Doch als die Regenbogen verschwinden taucht die Frage auf,
"wer war denn nun der Erste an den Wolken?"
Sie überlegten und überlegten, kamen zu keinem Ergebnis.
Als der Mond am Himmel erstrahlte hatten sie eine Idee.
Wer zuerst den Mond erreicht, der hat gewonnen.
Sie wuchsen und wuchsen und wie sollte es anders sein sie kamen wieder zeitgleich an. Oben im Weltall gefiel es beiden nicht. Plötzlich war es ihnen egal wer gewonnen hatte. Die eine hatte Hunger, die andere Heimweh. Hunger und Heimweh waren so stark, dass sie wieder schrumpften. Sie hatten erkannt, dass so ein Wettstreit auf Dauer überhaupt keine Freude machte.
Gemeinsam mit den anderen spielen dagegen macht Spaß und das ist doch die Hauptsache!

Nicht nur Zwillinge streiten manchmal auf absurde Weise.
Kinder wetteifern manchmal miteinander ohne zu bemerken wie sie sich in etwas hineinsteigern, dass dann zwangsläufig aus dem Ruder läuft und si oft in großem Streit endet.
Gut, dass Pia und Ria den Kindern vor machen, dass keiner etwas besser können muss als der andere. das alles viel mehr Spaß macht wenn man es gemeinsam macht.
*

Die Freunde vom Hafen
oder
Madame Perin und die Hafenhunde

Pippin und Pascal sind zwei Hundefreunde, die gemeinsam am Hafen leben.
Pascal, ein schlanker groß gewachsener weiß, brauner Hund mit hellbrauen Flecken auf dem weißen Fell. Pippin , beigebraun, struppig und  wesentlich kleiner, ein typischer Streuner.
Beide waren unzertrennlich, machten alles gemeinsam. Wenn einer Hunger hatte, hatte auch der andere Hunger. Wenn einer müde war, war auch der andere müde.
Eines Tages hatten beide mal wieder großen Hunger.
Da kamen sie auf die Idee vor der Metzgerei Kunststücke zu machen um die Leute zu faszinieren.
Das gelang auch gleich.  Doch das Stück Wurst , das sie bekamen war klein. Sie teilten freundschaftlich und  wiederholten dann die Aktion um noch etwas zu bekommen.
Pascal der größere von beiden machte einen Handstand auf Pippin dem kleineren von beiden. Leider ging der Plan dieses Mal nicht auf. Eine alte Frau beschimpfte Pascal, er solle von dem kleinen runter gehen. Dann schnappte sie sich Pippin, nahm ihn mit zu sich nach Hause. Fütterte ihn, liebevoll. Verhätschelte ihn wie einen Schoßhund und legte ihm eine Leine an.
Ein schönes Leben sollte für den kleinen Hund beginnen, doch  mit der Zeit wurde Pippin sehr unglücklich. Er vermisste seinen Freund Pascal. Immer häufiger dachte er an seinen großen Freund, wollte sogar ausreißen und zu ihm zurück laufen, doch irgendwie fand er sein neues Leben auch sehr bequem. Irgendwie gab es auch nicht so recht die Gelegenheit abzuhauen. Er war zu klein um an die Türklinke zu kommen, beim Spaziergang hatte er eine Leine um. So blieb es zunächst . Etwas aus Bequemlichkeit und auch mangels Gelegenheit.
Auch als sich Gelegenheiten boten blieb Pippin. Mal dachte er an das wunderbare Essen was er dann nicht mehr hätte, mal war es ihm draußen zu kalt. Gründe nicht zu gehen gab es plötzlich viele. Die bequeme Gewohnheit breitete sich in ihm so sehr aus, dass er bald kaum noch an seinen Freund dachte. Nur hin und wieder träumte er noch von ihm.
Doch dann kam der Tag an dem Madame Perin mit ihm einen Ausflug zum Hafen machte. Als sich die See-und Hafenluft in seiner Nase breit macht reißt er sich von der Leine und läuft zu der Stelle, an der er früher mit seinem Freund immer gesessen hatte.
Der saß tatsächlich an der gewohnten Stelle und freute sich sehr über das unerwartete Wiedersehen..
Als Madame Perin  sah, wie sehr sich die beiden Hunde begrüßten und freuten erkannte sie, dass man Freunde nicht trennen darf.
Seitdem lebt Pippin wieder mit Pascal am Hafen doch hin und wieder kommt Madam Perin vorbei und sieht gemeinsam mit ihnen aufs Meer.
Mit einem sehr stimmungsvollem Bild verabschiedet die Illustratorin uns aus der Geschichte.
Da sehen wir eine grüne Bank im Hafen mit direktem Blick auf das Meer. In der Mitte die alte Dame , die den beiden rechts und links ihr zur Seite sitzenden Hunden Brote hin hält. Alle Drei mit gleicher weißer Matrosenmütze.
Ein ruhiges sehr emotionales, versöhnliches Bild.

Es ist eine sehr emotionale Geschichte, die Kinder durch Höhen und Tiefen trägt.
In vielen Lesungen haben wir festgestellt, dass die Zuhörer sich sehr in die Geschichte hineinversetzten. Sie verstehen die Geschichte häufig etwas anders als gedacht. Sie vertiefen sich sehr emotional in Pascal, der von seinem Freund allein gelassen wird.
Auch wenn die Geschichte überhaupt nichts von Pascals Empfindungen erzählt.
"Och, der arme Pascal!"
"Der ist bestimmt jetzt sehr, sehr traurig..."
"Oh, das ist aber gemein von Pippin."
"So ein doofer Pippin. Das macht ein Freund nicht."
"..an Pascals Stelle würde ich nicht mehr mit Pippin reden"
"Wieso nimmt die Madame Perin nicht beide Hunde mit nach Hause."
"Ich hätte ja beide mitgenommen."

Das sind nur einige der Äußerungen, die Kinder schon während des Vorlesens einbringen.
All diese Einwürfe können wunderbar für ein Gespräch nach der Geschichte gesammelt werden.
Sprechanlässe = Sprachförderung
Hier gibt es sehr viele Ansätze.







http://www.albarello.de/Bilderbuecher/So-bin-ich-und-so-bist-du.html