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Das Mädchen mit der Perlenkette -die Geschichte einer Flucht-

Bildquelle: Mediathek des Don Bosco Verlags
Das Mädchen mit der Perlenkette
-Die Geschichte einer Flucht-
Eine Geschichte von Alexander Jansen mit Bildern von Maneis
1. Aufl. 2016 /Don Bosco Verlag
15 Bildkarten incl. einem 28 seitigen Begleitheft in Deutsch-Arabisch sowie einem Downloadcode für pädagogisches Zusatzmaterial
13,95€


Aus aktuellem Anlass eine Geschichte zum Thema Flucht. Dieses Mal mit eine Geschichte mit separatem Textbuch. Die sehr bewegende Geschichte der kleinen Raha, die mit ihrer Mutter, völlig unerwartet, sehr plötzlich von einer auf die andere Minute fliehen muss.
Zunächst wird jedoch von Raha und ihrem Leben vor der Flucht erzählt. Raha lebt mit ihren Eltern in einem Land in dem nicht viel Freiheit herrscht. So schenken ihr die Eltern eine wunderschöne Perlenkette zum Geburtstag. Raha ist sehr stolz auf diese Kette und nimmt sie mit in die Schule. In der Schule müssen alle Mädchen das gleiche Kopftuch tragen. Raha mag kein Kopftuch tragen. Sie will sich frei fühlen. Als die Lehrerin die Kette entdeckt wird diese böse. Sie verlangt von Raha die Kette abzunehmen und nach Hause zu gehen.
Als Raha zu Hause ankommt wissen die Eltern schon Bescheid. Auch sie finden es nicht gut, dass die Kinder nicht lachen und tanzen dürfen, Kopftücher tragen müssen und schmucklos erscheinen sollen. Der Vater jedoch hegt die Hoffnung, dass sich bald an den politischen Verhältnissen im Land etwas ändern würde und alle freier leben können. Dafür geht er mit anderen Leuten auf die Straße um zu demonstrieren. Doch dann nimmt die Geschichte eine unerwartete aber zu erwartende Wendung. Die Polizei will die Demonstranten verhaften. Dem Vater gelingt die Flucht, der wiederum es schafft seine Frau zu verständigen und ihr erklärt, dass sie mit Raha fliehen soll. Kurz bevor die Polizei in der Wohnung eintrifft gelingt Raha und ihrer Mutter die Flucht. Ein langer Weg liegt vor den beiden. Mal treffen sie nette Leute die ihnen helfen mal sind sie auf skrupellose Schlepper angewiesen. Reha und ihrer Mutter gelingt die Flucht nach Deutschland. Was mit ihrem Vater ist wissen sie nicht. In Deutschland müssen sie einige Bürokratie über sich ergehen lassen doch es gibt viele Leute die helfen und so bekommen Raha und ihre Mutter schon bald eine eigene Wohnung. Raha lernt schnell Deutsch. Viel schneller als ihre Mutter. Die Lehrerin und die Mitschüler sind sehr nett zu ihr. Über allem Glück liegt jedoch immer noch die Ungewissheit, wo der Vater ist und wie es ihm geht. Doch dann ist er da und berichtet  darüber wie er sie gefunden hat.
Den roter Faden dieser Geschichte bildet  die ganz eigene kleine Geschichte von Raha und ihrer Kette, die sie geschenkt bekam. Doch alles möchte ich trotz einer ausführlichen Darstellung nicht verraten.
Ich denke jeder sollte diese Geschichte kennen. Sie schildert unglaublich eindrucksvoll das was viele tausend Menschen in den letzten Jahren mitgemacht haben und verhilft so vielleicht das man als Außenstehender einmal eine andere Sichtweise auf das Thema bekommt, besser verstehen kann. Einfühlsam, sehr bildlich, dabei leicht verständlich ist diese Geschichte, die obwohl  sehr schicksalhaft, oft auch hart,  eine wunderschöne Geschichte ist.
Sehr sehr gut geschrieben. Man könnte sie so vorlesen.
Sinn des Kamishibai ist das Erzählen daher rate ich dazu es unbedingt vorher auszuprobieren. Wenn man sich traut wird man sehr schnell feststellen, dass es nicht so schwer ist wie es scheint. Der Text macht es einem leicht Musik und Klang einzubeziehen. Die Ideen kommen fast von selbst. Aber auch das Begleitheft und das über einen Downloadcode abrufbare Zusatzmaterial bieten eine Vielzahl weiterer Hilfen und Ideen.
Die Geschichte ist sowohl in Deutsch als auch in Arabisch abgedruckt und bietet so die Möglichkeit einer zweisprachigen Erzählung.
Normalerweise gehe ich im einzelnen auf die Bilder ein. Dies mache ich dieses Mal bewusst nicht ganz so ausführlich.
Für mich steht dieses Mal die Geschichte im Fokus meiner Schilderung. Aber dennoch gehe ich auf die Bilder ein, da sie die Geschichte im Kamishibai transportieren.
Die Bilder sind alle sehr ausdrucksstark, begleiten  so die Geschichte.
Aquarellzeichnungen mit weichem Hintergrund aus dem das Geschehen in kräftigeren Tönen in den Vordergrund sticht. So werden die Stimmungen der einzelnen Szenen sehr ausdrucksstark und emotional.
Das Thema ist nicht leicht /einfach, dennoch ist  es gelungen den Spagat zwischen dem Anspruch realistisch zu wirken und nicht zuviel Angst zu machen gelungen.
Das Titelbild zeigt Raha am Strand ( Auf der Flucht). Im Hintergrund viele Menschen. Eine Aufbruchsstimmung in der die Beteiligten etwas verloren wirken. Raha sticht mit ihrer roten Weste, die alle Kinder tragen heraus. Der Fokus liegt auf ihr. Sie bückt sich nach einem Stein. Eine melancholische Stimmung liegt auf ihrem Gesicht die gleichzeitig etwas positives ausstrahlt.
Die Geschichte an sich beginnt jedoch früher. Auf dem ersten Bild sehen wir die Familie an Rahas Geburtstag. Es herrscht eine ausgelassene Stimmung.. Die Mutter legt Raha ihre neue Perlenkette um.
Beim Betrachten des zweiten Bildes erschrickt man. War man grade noch in Geburtstagsstimmung wird man hieraus jäh herausgerissen. In dunklen Grautönen wird man in das Klassenzimmer von Reha versetzt. einziger Farbtupfer Rehas schöne neue Halskette. Die Mädchen in der Klasse sehen bedrückt, ja sogar verängstigt aus und die Lehrerin streng und unnahbar. Hier sollte man als Erzählender sehr genau die Stimmung der Betrachter ( in der Regel der Kinder) im Auge behalten. In letzter Zeit stelle ich immer wieder fest, dass selbst Kinder- und dabei auch Jungen- emotional nicht so abgeklärt sind wie wir es vielleicht erwarten. Das hört sich etwas komisch an meint aber nur, dass viele Kinder zur cool wirken wollen um nicht als schwach in der Gruppe dar zu stehen aber im Grunde sehr emotional sind.
Das dritte Bild wird wieder heller dennoch ist die bedrückende Stimmung erkennbar.
Im vierten Bild seht Raha in ihrem Zimmer und sieht aus dem Fenster. Viele Leute sind auf der Straße um zu demonstrieren. Auch hier überwiegen die tristen Grautöne wobei der Vorhang im hellen Gelb erstrahlt.
Das 5.Bild wird noch dusterer. Man sieht Raha an der Hand ihrer Mutter aus der Wohnung laufen im Schatten zwei bedrohlich wirkende Polizisten. Der gelbe Vorhang ist noch gelber als auf dem Bild zuvor und weht in den Raum gleichsam als Wegweiser "lauft weg!" soll er vielleicht auch sagen es gibt noch Licht.
Das 6. Bild zeigt viele Leute, Erwachsene und Kinder auf dem Boden kauernd. Eine traurige Stimmung die dennoch nicht ganz so traurig wirkt da Raha mit einem anderen Mädchen spielt und dabei nicht ganz so traurig aussieht.
Auch im 7. Bild geht es duster weiter. Dieses Mal in Lilatönen. Es ist hier eine unglaubliche Dynamik der Situation eingefangen worden. Sehr gelungen zweigt das Bild die hastige Flucht auf Pferden. Man hat als Betrachter das Gefühl mitgezogen zu werden wird selbst schneller in den Gedanken fühlt sich vielleicht sogar selbst etwas gejagt. Aber auch hier wird der Fokus auf Reha und ihre Mutter gelegt in dem mit helleren Farben gearbeitet wird. Reha und ihre Mutter sitzen auf einem imposant wirkendem weißen Pferd. mit buntem Geschirr.
Aus der dunklen, getriebenen Nacht in den helleren Tag zeigt das 8. Bild immer noch mit viel grau aber auch beigen heller werdendem Hintergrund Raha und ihre Mutter, das weiße Pferd und einen Mann - ein Fluchthelfer- der Reha zum Abschied einen türkisen Bommel der Pferdetrense überreicht.
Nun Bild 9 Das Titelbild unserer Geschichte.
Bild 10 wieder in Grau-Blautönen. Es ist Nacht. Wir sehen Polizisten, die Leuten aus einem LKW heraus helfen. Im Vordergrund eine Polizistin, die sich zu Raha kniet und ihr etwas glitzerndes gibt. Raha sieht müde aus man erkennt das ihr das Lächeln schwer fällt.
Bild 11. Es ist hell und bunt geworden. Raha und ein paar weitere Kinder sind zu sehen. Ein Bild das wir täglich sehen.
Trotz allem Licht und dem Bewusstsein, das Raha und ihre Mutter es geschafft haben ist es in Rahas Leben noch nicht ganz hell. Das zeigt das 12. Bild dieser Geschichte. Raha steht in ihrem Zimmer vor dem Bild ihres Vaters den sie so sehr vermisst.
Das 13. Bild gibt dem Betrachter zunächst Rätsel auf. Wieder ist Raha in ihrem Zimmer. Sie trägt ein weißes Trägerkleid, vielleicht sogar ein Nachthemd. Es sieht aus als liefe sie aufgeregt aus ihrem Zimmer, die Haare wehen hinter ihr her.
Und so kommen wir zum letzten Bild.
Raha und ihren Vater und die neue, alte, Perlenkette mit einer ihrer original Perlen am Anfang und am Ende. Dazwischen das was Raha auf ihrer Flucht mitbekommen hat.
Der Illustrator Maneis, in Teheran geboren kam 2009 selbst als Flüchtling nach Deutschland.
Zuvor war er als Dozent und Werbegrafiker in Teheran tätig bis er wegen regimekritischer Äußerungen fliehen musste.