Unsere Lieblingsbücher

Wo gehst du hin, Opa?

Bildquelle Aracari Verlag
Wo gehst du hin, Opa?
eine Geschichte von Brigitte Endres mit Bildern von Marc-Alexander Schulze
32 Seiten
Aracari Verlag
ISBN 978-3-905945-46-1
14,90€

"Wo gehst du hin, Opa?" ist ein wirklich schönes Buch zum Thema Tod. Bevor ich näher auf das Buch eingehe möchte ich an dieser Stelle doch einmal erwähnen, wie wichtig es ist sich nicht vor schwierigeren Themen zu verschließen
Themen wie Tod, Krankheit und Abschied gehören zum Leben. Kinder gehen damit viel unbefangener und leichter um als wir Erwachsenen uns das vorstellen. Zumeist ist es unsere eigene Unfähigkeit, unsere eigene Angst sich dem zu stellen, darüber zu reden  was uns wirklich blockiert.
Kinderfragen gibt es meist schon lange vor einer konkreten Situation in der Familie und so ist es ganz wichtig, nicht erst über den Tod zu sprechen wenn er vor der Tür steht oder schon da ist. Den Kindern zeigen das der Tod zum Leben dazu gehört, dass sollte Teil der Dinge sein, die wir unseren Kindern mit auf den Weg geben.
Bilderbücher können uns dabei helfen. Sie nehmen uns einen Teil unserer Erklärungen ab und begleiten sie mit Bildern. Grade durch die Bilder nehmen sie die Angst und zeigen die Zuversicht die auch der Tod  mit sich bringt.
Wie heißt es doch:  "In jedem Ende liegt auch ein Anfang"

Nun zum Buch.
Das Cover besticht durch Phantasie. Noch sehen wir nicht was uns erwarten wird in dieser Geschichte. Ein Krankenhausbett mitten im Urwald mit Elefanten und Löwen, Giraffen und Schlangen. Eine warme, gemütlich, hoffnungsvolle Stimmung fängt einen ein.
Schlägt man das Buch auf sieht es aus, als hätte man ein Fotoalbum vorliegen. Viele kleine "Fotos" zeigen Familienmitglieder und Begebenheiten wie sie viele Kinder selbst schon erlebt haben. Ein Opa am Strand mit einem kleinen Mädchen wie sie eine Strandburg bauen oder Beim Drachen steigen lassen oder auf der Wildwasserbahn und im Zoo.. Auch auf der folgenden Seite wieder ein "Foto" (Foto bedeutet hier gezeichnete Bilder in Form eines "Fotos").
Nun beginnt die eigentliche Geschichte. Emmi ist die Protagonistin dieser Geschichte und ist ihrer Mutter unterwegs. Sie hält einen kleinen Blumenstrauß in der Hand und hüpft fröhlich des Weges. Dabei fragt sie die Mutter wieso der Opa denn im Krankenhaus liegt. Vor dem Krankenhaus angekommen sieht man Emmis Mutter die vor Emmi kniet jetzt sehen beide traurig aus. Die Mutter erklärt Emmi, dass der Opa sehr krank ist und vielleicht bald nicht mehr da sein wird.
Als Emmi ins Zimmer kommt liegt Opa im Bett.
Sie fragt ihn wohin er denn gehen wird und dann beginnt er zu erzählen. Der Leser und Zuhörer wird nun auf Opas Phantasiereise mit genommen denn so genau weiß er selbst nicht wohin sein Weg gehen wird, er hat aber viele Vorstellungen davon, was ihn erwarten könnte. ER erzählt Emmi, dass er vielleicht durch einen Tunnel gehen wird an dessen Ende ein helles Licht ist, dass ist so schön, dass Opa in seiner Vorstellung zu hüpfen beginnt. Ein braun, orange gelber Wirbelkreis spiegelt Opas Gedanken in einem großen hell-dunkel Bild wieder.
Das nächste Bild zeigt viele Leute, die ein Fest feiern. Viele bunte Luftballons und eine riesige Torte begegnen dem Betrachter. Opas Phantasie kann sich vorstellen, dass er alle Leute, die ihm lieb und wichtig waren und schon Tod sind wieder sieht. Z.B. seine Frau und seinen Bruder. Das Gefällt Emmi, den wenn Opa und Oma wieder zusammen sind ist Opa nicht mehr allein. Er hat sie ja schon lange vermisst.
Das nächste Bild greift das Coverbild thematisch auf. Opa reitet auf einem Löwen durch den Urwald. Tiere und Menschen sehen glücklich aus und es scheint als hätten sie viel Spaß. Vielleicht würde Opa auch in einen paradiesischen Garten gelangen.
Jetzt sehen wir Emmi. Sie guckt aus ihrem Zimmerfenster in die dunkle Nacht. Sterne funkeln. Vielleicht geht der Großvater auch ins All und wird ein großer funkelnder Stern.
Das nächste Bild lässt den Betrachter durch eine Häuserzeile sehen. Es gibt viel zu entdecken unter anderem sieht man den Großvater mit Flügeln der dabei ist einen herunterfallenden Blumentopf aufzufangen, damit dieser nicht auf Emmi trifft und sie verletzt. Vielleicht wird Opa auch ein Schutzengel.
Auch das kommende Bild ist voller Phantasie. Bunt und hell. Ein großer Baum in dem viele bunte Windräder und allerlei andere schöne bunte Dinge herausgucken. Bunte Drachen fliegen umher und die Wäsche auf der Wäscheleine Flattert im Wind.
Opa denkt: "Vielleicht komme ich auch als Baum wieder!"
Das nächste Bild ist ziemlich leer. Weiß überwiegt auf der einen Seite ist nur Opa zu sehen. Auf der anderen Emmi, die durch die offene Krankenzimmertür dem Opa zuwinkt.
Die Vorstellung ist er geht ins Nichts wo keine Schmerzen sind. Das findet Emmi nicht so schön und auch beim Betrachten möchte man diese Seite lieber schnell verlassen, da haben einem die anderen Vorstellungen doch deutlich besser gefallen.
Jetzt sehen wir wieder das Krankenzimmer in freundlichem Gelb. Emmi hält Opas Hand und ihre Mutter sieht sehr traurig aus.
Emmi möchte nicht, dass Opa geht aber er erklärt ihr, dass er keine Schmerzen mehr haben möchte. Das Versteht Emmi schon aber traurig ist es schon besonders als Opa ihr erklärt, dass sie sich nicht mehr sehen werden, aber er immer bei ihr sein wird in Gedanken.
Das vorletzte Bild zeigt Emmi und ihre Mutter beim verlassen des Zimmers. Emmi winkt noch ein letztes Mal. Das Bett im Hintergrund ist leer.
Die Geschichte endet mit einem Bild auf dem Friedhof. Alles ist schön Grün und hell und auf Opas Grab leuchtet ein Licht. Emmi überlegt wo Opa wohl grade ist? Und die Mutter erklärt ihr, dass er bei ihnen ist. Als Emmi über die Büsche schaut fliegen kleine Blätter durch die Luft und es sieht aus als würde Opa da sein und ihr zu winken.
So wie das Buch anfing so endet es mit vielen "Fotos" die wir schon vom Anfang kennen.

Zu überlegen was nach dem Tod kommt ist eine hübsch Art sich mit dem Thema auseinander zu setzten. Sicherlich haben die Kinder noch mehr Ideen, die sie vielleicht auch einmal auf Papier bringen können.

Wie phantasievoll Kinder dabei sein können habe ich des Öfteren schon erlebt. Meist ist es bunt und lustig auf diesen Bildern und das zeigt, dass Kinder nicht zwangsläufig Angst vor dem Tod haben müssen. Meist ist es unsere Angst und Betroffenheit, Traurigkeit die den Kindern Angst macht, was dann dazu führt, dass Tod als etwas sehr schlimmes empfunden und dargestellt wird.
Es ist also an uns Erwachsenen dem positiv gegenüber zu stehen. Das heißt nicht, dass man nicht traurig sein darf , denn das gehört dazu.

Vor fast 30 Jahren habe ich einer Freundin Bilderbücher zum Thema Tod herausgesucht als sie ihre Diplomarbeit zu dieser Thematik geschrieben hat. Damals gab es einige wenige alt bekannte und bewährte Titel und einige neuerer im Vergleich zu heute jedoch waren sie längst nicht so phantasievoll. Er ist zu wünschen, dass es mehr Bücher wie "Wo gehst du hin, Opa?" auch in Zukunft geben wird.

Dieses Buch zumindest ist trotz der rüber kommenden Ernsthaftigkeit der Lage überhaupt nicht beängstigend und regt Kinder darüber hinaus dazu an über den Tod nachzudenken.

---------------------------------------------------

Normalerweise möchte ich hier wenig persönliche Dinge mit erwähnen, weil sie nebensächlich sind. Aber wie eifrige Leser wissen, mache ich von Zeit zu Zeit mal eine Ausnahme. So wie auch hier. 
Vor fast 30 Jahren musste auch ich erfahren wie es ist völlig unvorbereitet mit dem Thema Tod konfrontiert zu werden. Mehr noch ich musste meinem damals dreijährigen Sohn erklären wieso sein grade geborener Bruder, den er noch Stunden zuvor liebevoll geknuddelt hatte, für den zuhause schon alles vorbereitet war, nicht mit nach hause kommen konnte. Neben der unfassbaren, unwirklichen Situation, dass ein scheinbar völlig gesundes Baby von einer auf die anderen Stunde an einem unerkannten Herzfehler stirbt und man selbst das Geschehene nicht realisieren kann muss man dies einem kleinen Kind erklären. Ich hatte das Glück, trotz all der Trauer irgendwie diese nicht überwiegte und mein Sohn voller Phantasie schon selbst Ideen hatte wo sein kleiner Bruder denn sei. Wir erklärten ihm, dass der liebe Gott einen Fehler gemacht hatte und vergessen hatte seinem Bruder ein richtiges Herz zu schenken. Es leuchtet ihm ein, dass man ohne Herz nicht leben kann aber er dann bestimmt wieder zu Gott in den Himmel zurück musste wo alle auf ihn sicher schon gewartet haben. Denn man kommt von Gott und geht wieder zu Gott, dass kannte er aus der Kirche.
Viel schwieriger für ihn und uns war es, dass die Leute einen plötzlich mieden, als hätte man eine ansteckende Krankheit. Er kann oft zu mir und erzählte, dass Kinder nicht mehr mit ihm redeten oder weg gingen. Genau das erlebte ich selbst auch. Leute, die sonst immer zu einem Plausch stehen blieben liefen an einem vorbei Oser wechselten die Straßenseite. Ich wunderte mich brachte es aber nicht in den Zusammenhang mit dem Tod unseres Sohnes. Erst als eine Nachbarin auf mich zu kam um mit mir über ihre Unsicherheit zu sprechen uns zu begegnen erkannte ich diese Situation. Sie wussten nicht mit uns umzugehen.
Ich erklärte dieser Nachbarin, dass das Leben weiter geht und dass man nicht zurück blicken sollte sondern nach vorn. Das sprach sich dann schnell rum und bald war alles wie immer.
Damals hätte ich mir gewünscht, dass es auch dazu ein Bilderbuch gegeben hätte.
Bilderbücher machen es leichter Situationen zu erklären und Lösungen aufzuzeigen.