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Benjamin - Thema Tod eines Geschwisterchens-

Bildquelle: Patmos Verlag
Benjamin
von Elfi Nijssen und Eline van Lindenhuizen
20 Seiten
1. Aufl. 2016
Patmos Verlag
ISBN: 978-3-8436-0766-7
12,99€

Wenn jemand in der Familie stirbt ist das schlimm, aber wenn ein Kind stirbt, noch dazu wenn bereits Kinder da sind, dann ist es besonders schlimm.

Da sind die Eltern voller Trauer und ein oder mehrere zurückbleibende Kinder, die den Verlust des Geschwisterchens verkraften müssen und die Sprachlosigkeit und Veränderung, die Trauer der Erwachsenen miterleben und oftmals nicht verstehen.
Für Robin war es eine schwere und aufregende Zeit. Zuerst bekommt er einen kleinen Bruder. Das allein ist für ein Kind schon eine enorme Umstellung. Plötzlich ist man nicht mehr der Kleine sondern der Große. Plötzlich haben alle nur noch Augen und Aufmerksamkeit für das Baby. Das Kind muss sich innerhalb der Familie neu positionieren. Gleichzeitig malt es sich, so wie Robin in der Geschichte, aus was er später alles mit dem Bruder machen kann und freut sich. Vorfreude auf das Baby, Freude über die Geburt, Hoffnung auf schöne Zeiten wenn der Kleine Bruder älter ist, doch dann nimmt die Geschichte eine andere Wendung. Der kleine Bruder ist sehr krank. Die Ärzte sagen er wird nicht mehr gesund. Die Eltern und auch die Großeltern und anderen Verwandten sind traurig. Und dann eines Tages ist der kleine Bruder nicht mehr da. Die Mutter hat Robin erzählt er ist zu den Sternen gegangen.
Die Eltern sind sehr sehr traurig. Der Vater zieht sich fast völlig zurück. Der Mutter fällt es schwer den Schmerz auszuhalten. Beide sind mit ihrer Trauer allein und nicht in der Lage sich richtig um Robin zu kümmern. Gut das die Großeltern für ihn da ist, ihn tröstet, mit ihm spielt und ein Stück weit Normalität in den Alltag bringen.
Robin überlegt sich, dass er mit dem Opa eine gaaanz lange Leiter bauen könnte, die bis zu den Sternen reicht, dann könnte er seinen Bruder besuchen. Oder eine Rakete bauen, mit der er zu ihm fliegen kann doch das geht nicht sagen Opa und die Mutter.
In der Schule erzählt er von seinem Bruder. Die Lehrerin ist sehr feinfühlig, nimmt Robins Wunsch nach Nähe zu seinem Bruder an und hat eine Idee. Gemeinsam malen sie ein Bild, dann schreibt sie seine Wünsche und Gedanke auf das Bild, rollt es auf und bindet es an einen Ballon. Gemeinsam lassen sie den Luftballon steigen. Vielleicht kann  der Mond ja Robins Wunsch erfüllen.
Benjamin hat sich gewünscht, dass seine Eltern wieder glücklich sind.
Er vergeht ein Tag nach dem anderen. Viele Leute stehen der Familie bei, vermitteln Robin für ein paar Stunden Freude und Normalität und mit der Zeit unternimmt er auch mit seinen Eltern wieder etwas und dann plötzlich strahlen die Eltern wieder. So wie es sich Robin so sehr gewünscht hatte.
Seine Mutter erzählt ihm, dass die bald ein Baby bekommen.
Robins kleine Schwester wird geboren.
Alle sind glücklich.
Und
"jeden Abend sagt Robin dem Mond gute Nacht......
Benjamin wacht nun über sie alle´." * (Zitat aus dem Buch)

Das Buch endet mit einer Doppelseite voller Stern. In jedem steht ein Name.
"Benjamin ist nicht der einzige Stern, der am Himmel steht. Es funkeln noch viel mehr Lichter in der Dunkelheit. All diese Namen sind Erinnerungen an verstorbene Kinder, jeder hatte seine eigene Geschichte."


Ein wunderbar, einfühlsames Buch mit genauso einfühlsamen und stimmungsvollen Illustrationen, die die einzelnen Situationen kindgerecht und emotional im Bild widerspiegeln. 

Es bringt Stimme in die Stille.
Es erklärt, wo man selbst keine Sprache findet.
Es zeigt Hoffnung in der Hoffnungslosigkeit.
Es macht Mut in die Zukunft zu schauen.

Dieses Buch kann Kindern und Eltern gleichermaßen helfen, den Verlust eines geliebten Menschen besser zu bewältigen.
Grade in der Phase der Sprachlosigkeit ist es wichtig, das das Kind nicht allein gelassen wird mit seiner Trauer und dem Unverständnis. Das ist nicht leicht wenn man selbst trauert. Dieses Buch kann hier helfen. Entweder von den Eltern vorgelesen oder von einem Vertrauten aber auch von Erziehern und Lehrern.
Nicht selten sind es Leute von außen da die Eltern  sich in ihrer Trauer zurückziehen. Auch das ist etwas, das dieses Buch vermittelt.
Gut das es dieses wunderbare Buch gibt.

Ich weiß wovon ich rede, denn vor vielen Jahren waren wir in der gleichen Situation. Wir bekamen einen kleinen Sohn. Unser Erstgeborener war grade einmal 3,5 Jahre. Er freute sich über sein Brüderchen, knuddelte ihn und erzählte was er mit ihm alles machen wolle, doch dazu kam es nicht. Mit 4 Tagen verstarb der Kleine völlig unerwartet innerhalb weniger Stunden.
Auch wir haben unserem Sohn erzählt, das sein Bruder nun ein Stern sei und immer bei ihm ist. Es war nicht nur ein Versuch ihn zu trösten auch wir glaubten daran. Wenn wir abends in den Himmel guckten und den hellsten Stern funkeln sahen hatten wir für kurze Zeit das Gefühl unser Sohn winkt uns zu. Es half uns allen.
Bei uns gab es Gott sein dank, die Sprachlosigkeit nicht. Sicher wir waren auch traurig aber irgendwie haben wir es geschafft gut mit der Trauer umzugehen. Für uns und auch unseren Sohn war es schlimmer, dass die Außenwelt sprachlos war uns mied wie Aussätzige weil sie nicht wussten mit uns umzugehen.
Wir mussten auf die Leute zu gehen und auch unser Sohn musste vielen im Kindergarten erklären dass es oky war, so wie es ist.
Er hat allen erzählt: "Bei den Sternen hat man keine Schmerzen, das ist doch besser als wenn immer alles weh tut."
Auch wir haben wieder ein Baby bekommen und nicht nur eins, noch viele mehr.
Doch unser kleiner Stern, der ist immer bei uns auch bei den Kindern, die ihren Bruder gar nicht kannten.

Schade, dass es dieses Buch damals noch nicht gab. Es hätte bestimmt sehr geholfen auch den Außenstehenden die Situation zu erklären.

Danke für dieses wunderbare Buch
voller Trost und Hoffnung!