Unsere Lieblingsbücher

Puh - so ein Glück! -

Bildquelle : Pressebereich des Bohem Verlag
PUH   so ein Glück
eine Geschichte von Ghislaine Roman
mit Bildern von Tom Schamp
40 Seiten
1. Aufl. 2016
ISBN:ISBN 978-3-95939-037-8
16,95€





Normalerweise füge ich hier im Blog kleinere Cover Bilder ein hier mache ich eine Ausnahme. Das Buch selbst ist im Format 23x37cm größer als die meisten Bilderbücher.

In letzter Zeit findet man das Format vermehrt. Der Trend klar erkennbar und wie ich finde ideal für die richtige Betrachtung eines Bilderbuches. Leider ging der Trend in den vergangenen Jahren dazu bekannte Bilderbuchgeschichten in Mini Format herauszubringen. Ich finde das ist nicht zu rechtfertigen und absolut anstrengend beim Vorlesen. Bilderbücher leben von ihren Bildern und Bilder brauchen Platz!

Um so schöner, wie eben bereits erwähnt, der Trend zum größeren Buch.

Normalerweise nimmt man ein Buch zur Hand, sieht sich das Cover kurz an und schlägt es dann recht schnell auf.
Hier ist es anders.
Dieses Buch ist etwas ganz, ganz Besonderes.
Es lebt vom Format und auch der Haptik des Buches in Kombination mit den Illustrationen.
Und ja, auch vom Text.
Ich kann es nicht wirklich beschreiben. Mag sein, dass es andern auch gar nicht so auffällt, aber für mich hat dieses Buch etwas magisches,besonderes. Hält man es in der Hand will man unwillkürlich darüber streichen. Die Finger tasten das Buch ab als wenn sie es selbst erleben, erfassen wollen. Es scheint als würden sie sich verselbständigen, immer wieder darüber streichen, immer wieder entdecken und das Aufklappen des Buches, das Entdecken des Inneren, ist plötzlich nicht mehr wichtig. Der Verstand sagt: "Klapp das Buch auf!" aber die Hand , die Finger verharren auf der Oberfläche.
Verrückt?
Ja, sicherlich!
Ich kann es nicht erklären.
In meinem Kopf sind plötzlich tausend Fragen. Die Hand streicht weiter über das Buch, die Fingerspitzen spüren.
Wieso?
Es ist  Buch mit Einprägungen ( eine Vertiefung bei einer Blume und bei den Eichenblättern, der Schriftzug "So ein Glück" kommt etwas heraus) jedoch nicht extrem viel. Es gibt Bücher die mit viel mehr Prägeelementen versehen sind und dennoch ist da etwas.
Es ist nicht besonders weich oder hat irgend etwas woran ich fest machen könnte wieso dieses Buch so anders auf mich wirkt.
Wie kann das sein? Ist immer wieder meine Frage und dann kam die Überlegung , geht das nur mir so oder auch anderen? Wird es Kindern so gehen? Für sie ist dieses Buch ja eigentlich gemacht.
Ich habe es ausprobiert.
Wie?
Ganz einfach!
Ich habe es auf einen Tisch gelegt. Mitten im Raum auf einen weißen niedrigen Tisch.
Ein Kind kommt vorbei. Vielleicht 3 Jahre alt. Es schaut das Buch kurz  an geht weiter. Bleibt 2 Meter weiter stehen und dreht sich zum Buch um als hätte sie jemand gerufen. Das Kind geht zurück und....
Es streicht mit seinen Händen genau so über das Buch wie ich es machte.
Dann geht das Kind wieder, kommt kurze Zeit wieder zurück. Das Spiel wiederholt sich.
Die Oma, die mit diesem Kind da war beobachtete das ganze, verstand aber nicht wieso das Kind so reagierte. Die Oma setzte sich auf einen Sessel neben dem Buch. Sie sah das Buch an, guckte zum Kind. "Soll' ich dir das vorlesen?"
Das Kind antwortete nicht.
Die Oma nimmt das Buch in die Hände und....
auch sie streicht über den Buchdeckel.
"Ein schönes Buch, nicht?"
Das Kind antwortet immer noch nicht steht vor einem Trog von Büchern, aber nimmt keins heraus.
Dann dreht sie sich um und sagt:
"Oma das ist kein Buch zum Lesen, das ist ein Buch zum träumen."
Die Oma guckt das Kind an und sagt: "Du meinst das ist eine Gute NachtGeschichte?"
"Nein, zum träumen."
Dann streichelte sie wieder über das Buch nahm die Hand der Oma und sagte:" Guck, zum träumen."
Die Oma verstand es nicht aber sagte:" Fühlt sich gut an."

Ein anderes Kind kam dazu fragte die Oma ob sie vorlesen könnte. Der Mutter des zweiten Kindes war es etwas unangenehm, dass ihr Kind auf die Oma so zugegangen war. Dieser gefiel das aber und  sie fragte noch einmal dieses Mal an beide Kinder ob sie vorlesen sollte.
Während das zweite Kind laut brüllte :"Oh, Ja!" sagte das erste Kind zunächst nichts.
Die Oma schlug das Buch auf und fing an zu lesen.
"Nicht lesen!" rief das Enkelkind "gucken", "guck mal Oma!"
So ging das eine ganze Weile.
Ich war so fasziniert von dem Kind das fühlte wie ich, aber ich merkte auch, dass es wohl nicht jedem so geht.
Später unterhielt ich mich mit der Oma, die wiederum erklärte, dass sie das Verhalten des Kindes ungewöhnlich fand, aber vielleicht wäre sie einfach noch zu klein für das Buch oder hätte zuviel Fantasie.
Das muss es sein, dachte ich.
Vielleicht spricht es bestimmte Menschen mehr an, weil ihre Fantasie anders angesprochen wird als bei anderen.
Ich habe in den letzten Tagen noch öfter Beobachtungen gemacht, die in diese Richtung gehen.
Bei uns in der Bücherei ist es erst einmal nur im Präsenzbestand. Bleibt also fest vor Ort.
Mal sehen zu welchen Erkenntnissen ich noch kommen werde!


Natürlich habe ich es dann irgendwann auch aufgeschlagen.
1-2 Tage später, denn ich wollte ja darüber etwas schreiben.
Ich versuchte den Anfang zu finden. Eigentlich wollte ich so beginnen wie ich jetzt auch begonnen habe aber dazwischen gab es unzählige andere Versionen.
Ich dachte zunächst, was sollen die Leute denken wenn ich so über das Buch schreibe. Die denken ich spinne.
Aber dann habe ich mich doch entschieden, so zu schreiben. Wieso auch nicht.
Betrachtet man ein Kunstwerk kommen jedem Betrachter andere Dinge in den Sinn. Wieso nicht also auch bei diesem Buch.
Ob es klug ist die Erfahrungen an den Anfang zu setzen?
Ich weiß es nicht, aber es war nun mal mein erster Eindruck vom Buch.


Schlägt man das Buch dann doch endlich einmal auf wird man wieder in den Bann gezogen von etwas, das man nicht so einfach erklären kann.
2 Holzgemaserte Seiten verleiten wieder dazu einfach über die Buchseiten zu streichen.
Auch die dritte Seite mit der Titelaufnahme und den bibliographischen Daten ist so gestaltet.
Es folgt das eigentliche Titelblatt.
Die Holzmaserung der vorangegangenen Seiten ist von hellem Braun auf dunkles Braun gewechselt. wir sehen einen Schnitt durch einen Baumstamm. In mitten der Jahresringe ein großes, grünes Eichenblatt.



Nun beginnt die Geschichte.
Die Geschichte einer Eichel.
Dem Lauf der Natur.
Sie wächst heran, über viele Jahre. Immer wieder hat sie Glück. "PUH! So ein Glück!" steht auf jeder Seite. So ein Glück, dass sie wachsen darf.
Wir tauchen ein in einen "Zauberwald" dunkle Rot- und Brauntöne
 beherrschen das Bild. Eine unglaubliche Magie verzaubert den Betrachter. Die warmen Farben, die Harmonie und Ruhe, die dieses Bild ausstrahlt verleitet zum Träumen.
Eine Eichel fällt vom Baum. Fällt zu Boden
Eine Seite weiter die farbliche Stimmung ähnlich der vorherigen. Wir entdecken ein Eichhörnchen und erfahren, dass das Eichhörnchen die Eichel wegetragen hat sie aber dann "Zum Glück" vergessen hat.
Auf der nächsten Doppelseite wechseln die Farben. Grüntöne in allen Schattierungen beherrschen das Bild nur hin und wieder unterbrochen von etwas Blau oder weiß. Es scheint als schlafe der Wald und ist dennoch wach. Von weitem ein Lichtstrahl. Die kleine Eichel liegt im Erdenboden und streckt sich nach dem Licht. Es gibt Tiere, die die Eichel fressen könnten aber sie hat Glück und wird nicht entdeckt.
So hat sie die Möglichkeit unentdeckt zu wachsen
Die nächsten Seiten werden heller. Die Welt wird bunter aber immer noch in warmen gedeckten Farben. Auf der linken Hälfte Braun- und Rottöne stehen für Wärme und Trockenheit gefolgt (mittig) von einem Streifen Türkis, symbolisch für den Regen der Fällt und alles zum Wachsen anregt und noch ein Stück weiter helles Orange dann wird es wieder dunkler.
So geht s weiter im Lauf der Natur. Tiere ziehen vorbei aber die kleine Eichel hat Glück, wird nicht entdeckt und darf wachsen und wachsen und wachsen. Eine stimmungsvolle Situation folgt der nächsten. Sturm, Regen, Schnee, heiße Sommer sogar ein Waldbrand übersteht die kleine Eichel, aus der mit der Zeit ein schöner Baum geworden ist. Fressfeinde werden weniger dafür kommen die Holzfäller, aber auch die verschonen den kleinen Eichenbaum. Der Bauer bestellt sein Feld, aber die Eiche darf stehen bleiben, auch als das Gelände Bauland wird darf sie weiter wachsen und unzähligen Tieren Schutz bieten. Mittlerweile ist die das Zuhause mehrerer Bewohner. Und später dann steht die Eiche mitten in einem Garten. Groß und stark bietet sie sogar Platz für ein Baumhaus und eine Schaukel. Sie wächst und wächst und wird zum Glück immer in ruhe gelassen. Manchmal werden sogar bunte Lichter in ihr aufgehängt dann erstrahlt sie in vielen bunten Farben, war, wohlig, heimelig ist aus der kleinen Eichel im Laufe der Jahre eine große stattliche Eiche geworden. Ein Ort der Ruhe, ein Ort des Schutzes, ein Ort der Freude.
Die Geschichte ist zu Ende auch wenn wir wissen, dass sie noch lange fortgesetzt werden könnte.
Und auch wenn sie im Buch nun zu Ende ist wirkt sie bei uns noch lange nach.
Die Magie dieses Buches verweilt in uns. Lässt uns ruhig werden und auch wenn wir, das Buch zu schlagen verbleibt der Zauber in uns.
Doch bevor das Buch endgültig zugeschlagen werden kann erfahren wir noch etwas über die Schöpfer dieses Buches. Wie es zu Geschichte und Bildern kam und wir werden zum Abschluss noch einmal verzaubert mit vielen kleinen Impressionen. Stimmungen, Einblicken und Ausblicken.
Einfach Magisch!
Ein Buch zum Träumen.
Ein Buch um Ruhe zu finden.
Ein Buch voller Zuversicht,
voller Hoffnung,
voller Wärme.
Ein Buch wie es kein zweites gibt.
Etwas ganz Besonders.
Ein Kunstwerk.
Es verzaubert,
es wärmt.
Ein Buch voller Magie.

Ein Buch für Kinder?
Ja, ein Buch für Kinder, aber sind wir letztendlich nicht alle Kinder?



Ich würde es gern so stehen lassen, ohne pädagogische Einsatzmöglichkeiten.
Aber einen Rat dann doch noch.
Es ist mit Sicherheit ein Buch für die Arbeit mit Senioren insbesondere auch in der Arbeit mit Demenz Patienten.