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Oma isst Zement! - Demenzerkrankung

Bildquelle: Ars Edition
Oma isst Zement!
eine Geschichte von Daniel Kratzke
mit einem Nachwort vom KDA - Kuratorium Deutsche Altershilfe
32 Seiten
1. Aufl. 2014
Ars Edition
ISBN: 978-3-7607-9994-0
12,95€


Thema Demenz

Demenz ist ein Thema, dass zunehmend mehr in den Fokus unseres Lebens tritt. Die Menschen werden immer älter und vielleicht auch durch zunehmenden Stress werden viele vergesslich.
Aber Demenz ist mehr als vergesslich sein. Demenz ist ein schleichender Prozess, bei dem die Leute oft erst zerstreut und wunderlich wirken bevor sie immer mehr vergessen und irgendwann auch nur noch in ihrer eigenen Welt leben. Für uns Angehörige, Erwachsene wie Kinder ist dies ein langer Weg des Abschied Nehmens, der traurig und nachdenklich macht und dem wir relativ machtlos gegenüber stehen.
Während wir Erwachsene das Geschehen oft resignierend hin nehmen ist, ist oft verblüffend mit welcher Unbefangenheit Kinder damit umgehen.
Für all diejenigen, denen vielleicht die Worte fehlen ihrem Kind zu erklären was mit der geliebten, Oma, dem Opa oder anderen Angehörigen geschieht, kann dieses Buch eine Hilfe sein. Eine Brücke.
Ein Buch aus der Erzählperspektive eines betroffenen Kindes.
Die Großmutter wohnt schon länger nicht mehr in ihrer eigenen Wohnung sondern mit vielen anderen älteren Leute in einer Seniorenresidenz.
Eines Abends hört das Mädchen etwas seltsames.
Vater und Mutter unterhalten sich über die Großmutter.
Sie versteht von dem Gespräch nicht alles so genau  aber eins gibt ihr zu denken.
"Wieso isst Oma Zement?"
Vor ihrem bildlichen Auge stellt sie sich das vor und es macht überhaupt keinen Sinn.
Als sie dann am Wochenende zur Großmutter hinaus zu Besuch fahren fragt sie deshalb kurzerhand nach. Hat die Oma vielleicht deshalb die grauen Haare bekommen?
Doch der Vater erklärt ihr, dass sie sich verhört hat. Die Oma isst nicht Zement sondern ist dement und Demenz ist eine Krankheit im Kopf bei der man immer weniger behält also viel vergisst was grade geschehen ist.
Jetzt wurde dem Mädchen einiges klarer denn schon beim letzten Besuch hatte sich die Oma seltsam verhalten.
Gemeinsam mit der Oma trinken sie Kaffee und essen Kuchen und die Oma erzählt von Früher vom Großvater, von den Erdbeeren im Garten . Sie erinnert sich an vieles was früher war aber was sie grade gemacht hat vergisst sie oft sofort wieder und manchmal fällt es ihr selber auf dann wird sie etwas traurig aber wird gleich darauf von ihren Angehörigen gedrückt .
Oma ist die Beste nicht nur für die Erwachsenen auch für das Mädchen, denn mit Oma kann man Quatsch machen und auf dem Spielplatz so herrlich spielen.
Doch auch dann gibt es Momente wo sie seltsam wird aber irgendwie ist das auch lustig, wenn sie z.B. von "Fahrrädern und Hunden am Himmel" spricht.
Aber dann ist wieder alles normal.
Das Mädchen ist sich unsicher ob die Großmutter nicht schon wieder vergessen hat was sie an diesem Tag alles miteinander gemach haben und fragt sie und sie antwortet:
"Heute war ein schöner Tag!"
Das reicht dem Mädchen und sie freut sich schon auf die nächsten schönen Tage mit ihrer besten Oma der Welt.

Eine sehr einfühlsame Geschichte, die an die Thematik heranführt ohne ein Kind zu überfordern. Sie zeigt auf, dass man Verständnis dafür haben muss wenn jemand etwas vergisst und dass man es dann nicht persönlich nehmen darf weil der Demente ja nichts dafür kann. Die Geschichte zeigt aber auch, dass man versuchen sollte so normal wie möglich mit den Betroffenen umzugehen und wenn nötig ein klein wenig zu führen.
Sie zeigt den Zusammenhalt der Familie als Fels in der Brandung. Sie macht Mut und Hoffnung denn es wird gezeigt, dass es auch gute Tage gibt und weiter geben wird.
Tage die wertvoll sind und Erinnerungen liefern, die einem keiner nehmen kann.

Wunderbare Bilder veranschaulichen die Geschichte. Sie lassen die Gefühle der Akteure klar erkennen und nehmen so ein Stück der Angst vor dem Ungewissen.
Schön ist es, dass das Mädchen selbst ihre Geschichte erzählt jedoch hätte ich mir gewünscht, dass die Personen Namen haben das hätte das ganze noch etwas lockerer und persönlicher gestaltet. Direkt nötig ist es jedoch nicht da es für die Icherzählerin um ihren Vater, ihre Mutter und ihre Oma geht und Namen so nicht zwingend gebraucht werden.

Vielleicht ist einigen Lesern das Buch inhaltlich etwas zu sehr an der Oberfläche. Bedenkt man jedoch, dass die Geschichte für kleine Kinder geschrieben ist so ist dies genau die richtige "Dosis" an Informationen, die eventuell schon selbst Erlebtes aufgreift und verständlich macht, ohne mit einem Zuviel an Informationen vielleicht Angst zu machen.

Im Nachwort versucht Dr.h.c.Jürgen Gehde vom Kuratorium Deutsche Altershilfe dies noch einmal genauer zu erläutern.
Ein Satz ist dabei sehr markant und die Antwort darauf ob das Buch zu sehr an der Oberfläche ist. Er schreibt:
"Kinder verstehen oftmals mehr, als wir ihnen zutrauen. Deshab sollte man sie mit der Wirklichkeit konfrontieren, wenn auch kindgerecht und sensibel."

Und genau das macht dieses Buch!