Unsere Lieblingsbücher

Mia- meine ganz besondere Freundin *Thema Autismus

Bildquelle Neufeld Verlag
http://www.neufeld-verlag.de/de/mia-meine-ganz-besondere-freundin.html
link zur Autorin:
http://www.lockenkopf-mia.de
Mia meine ganz besondere Freundin
Eine Geschichte von Dagmar Eiken-Lüchau mit Bildern von Tanja Husmann
32 Seiten
Hardcover, durchgehend farbig
29,7 x 21 cm
       ISBN 978-3-86256-079-0   
1. Aufl. Oktober 2016
Neufeld Verlag
14,90€

"Mia- meine ganz besondere Freundin"
ist momentan mein absolutes Lieblingsbuch. Seit ein paar Tagen wird es fast täglich bei uns gelesen und die Kinder sind immer sehr mitgerissen, da es sich bei all dem Besondern dennoch extrem an der Alltagswelt der Zielgruppe Kindergartenkind orientiert.
Mia ist ein ganz besonderes Mädchen. Sie hat Autismus. Was das ist wissen die anderen Kinder und viele Erwachsenen ist nicht. Autistische Kinder sehen nicht anders aus als andere Kinder doch die meisten verhalten sich für unser Empfinden seltsam.
Dagmar Eiken- Lüchau hat diese Geschichte ursprünglich für die Kinder der Kita ihrer Tochter geschrieben, denn ihre Tochter ist Autistin. Ihr Anliegen war es den Kindern zu erklären wie sich ihre Tochter fühlt , wie man mit ihr umgehen kann und wieso sie so reagiert wie sie reagiert.
Durch die stimmungsvollen Illustrationen von Tanja Husmann ist so  ein wunderschönes Bilderbuch entstanden.
Neben der Geschichte hat mir besonders gut der Anhang gefallen, den man den Kindern ruhig mit vermitteln sollte.
Selbst Mutter eines autistischen Kindes hatte mich das Buch natürlich gleich interessiert und ich war wirklich sehr glücklich über diese gelungene Vermittlung/ Umsetzung des Themas.
Dennoch war am Ende ein unbeschreibbares  Gefühl, dass ich zunächst nicht deuten konnte. Ich überlegte wie in unserer Gesellschaft das Wort Autismus verankert ist. Autismus ist weitestgehend unbekannt und wenn wird es oft damit verbunden, dass Autisten keinen Kontakt zu ihren Mitmenschen aufnehmen und dass sie sich nicht berühren lassen.
Das Autismus viel mehr, viel differenzierter ist wissen die wenigsten.
Lesen nun Leute mit diesem Halbwissen das Buch werden sie es nicht in Verbindung mit ihrem Bild des Autisten verbinden können. Erst der Anhang bietet Erklärung. Vielleicht hätte ich mir vorne, vor Beginn der Geschichte, einen Hinweis auf  den Anhang gewünscht.
Aber für das Buch an sich spielt dies keine Rolle.
Nun aber zur Geschichte :
Auf der Titelseite sehen wir Mia. Ein ganz normales kleines Mädchen . Seifenblasen und geschwungene Linien  lassen erkennen, das es sich um eine ganz besondere, ganz eigene Welt handeln wird. Ähnlich eine Zauberwelt.
Die Geschichte beginnt. Wir sehen Kinder im Kindergarten. Sie spielen zusammen. neben ihnen steht ein Mädchen und guckt freundlich zu.
Lotta erzählt uns von ihrer Freundschaft zu Mia, ihrer ganz besonderen Freundin. Sie erzählt uns von ihren Freunden und  was sie gerne spielen und von Mia, die eigentlich genauso ist wie alle anderen Kinder und dennoch so ganz anders ist. Mia redet nicht viel und wenn kann es keiner verstehen. Mia kann  Lotta hören aber versteht sie doch wohl nicht. Lottas Mama hat ihr einmal erklärt, dass es so ähnlich ist als wenn jemand in einer fremden Sprache mit ihr sprechen. Dann könnte Lotta es nicht verstehen aber erkennen ob es nett oder böse oder ärgerlich klingt so ähnlich ist das bei Mia.
Lotta überlegt wie sie mit Mia Kontakt aufnehmen kann ohne mit ihr zu reden. Am nächsten Tag spricht sie Mia an doch die reagiert nicht da streichelt ihr Lotta über den Kopf und die Wangen und Mia reagiert mit einem Lächeln. Ihr Gesicht spricht mit Lotta. An einem anderen Tag sitzt Lotta mit anderen Kindern am Maltisch als Mia mit ihrer Mama hinzukommt. Mia malt gerne und gut. Dabei gibt sie lustige Töne von sich und sieht sehr glücklich aus. Lotta und die anderen staunen wir gut Mia malen kann viel besser als alle anderen. Aber mit Mia kann man noch viel mehr Spaß haben. Mia hört gern Musik und tanzt dazu genau wie Lotta und Lotta hat das Gefühl als könne Mia sie nur verstehen wenn sie tanzen und singen. Doch manchmal finden es Lotta und die anderen auch nicht gut wie sich Mia verhält bzw. wie die Erzieher darauf reagieren. Wenn sie z.B. im Stuhlkreis sitzen steht Mia auf und macht etwas anders. Alle anderen müssen aber im Stuhlkreis sitzen bleiben. Lottas Erkenntnis: Mia versteht es noch nicht aber sie wird es schon noch lernen denn sie ist klug.
Es gibt Situationen da werden auch Lotta und ihre Freunde wütend auf Mia. Mia und ihre Freundin spielen Prinzessinen Kaffe und Mia nimmt ihnen die Teekanne weg.  Als Mia die Kannen wieder weggenommen bekommt schmeist sie sich auf den Boden und weint. Lotta ist hin und her gerissen zwischen Verständnis für Mia und ihrem Ärger über sie denn Mia stört das Spiel. Dank des fantasievollen Einsatz des Erziehers wird Mia von Seifenblasen abgelenkt und alles ist wieder gut.
An einem Tag geschieht etwas besonderes. Während alle Kinder am Tisch ihr Frühstück essen nimmt mia Lottas Hand und legt sie auf ihre Dose. Normalerweise isst Mia nicht mit den anderen und jetzt erkennt Lotta das sie Mia helfen soll. Mia kann kommunizieren ohne zu reden das begeistert Lotta.
Diese Geschichte wirkt so unglaublich  nah weil uns Lotta ihre Geschichte in der Ich Perspektive erzählt und uns dabei auch an ihre Gedanken teilnehmen lässt. Es ist nicht irgendeine Geschichte sondern Lottas Geschichte über Mia.
Nah, direkt, nachdenklich und erkenntnisreich. Voller Emotionen.

Ich würde mir wünschen, dass dieses Buch in jeder Einrichtung, die mit Kindern zu tun hat bald zu finden ist.
Ein Buch, dass man auch ohne Anlass mit Kindern lesen sollte, einfach um der schönen Geschichte wegen und sicherlich auch weil es deutlich macht, dass jeder anders ist.
Für all die, die in ihrer Nähe einen Autisten haben bietet dieses Buch Erklärungen. Grade auch der Anhang geht näher auf die einzelnen Formen des Autismus ein, denn wie Anfangs erwähnt ist Autismus sehr vielschichtig.

Mein Sohn ist noch anders als Mia.
Er muss immer ganz enge Kleidung anhaben. Er mag es nicht wenn ihn andere Kinder berühren und er mag es nicht wenn etwas spontan anders ist als vorher geplant. Er braucht seinen klar strukturierten Tag und fordert dies auch ein. Er spielt mit anderen Kindern aber nur solange er mag. Er ist gern mit sich allein und denkt ganz anders wie andere Kinder seines Alters. Er kann sich nicht fokussieren bekommt immer alles um sich rum mit und muss auch immer an allem beteiligt sein. Es ist nicht immer einfach mit ihm vor allem  dann wenn  Spontanität gefragt ist. Die mag er gar nicht aber aus der besteht das Leben  oft.
Neulich kam seine Lehrerin, die ihn noch nicht lange kannte und erklärte uns, dass er in Mathe nicht mit macht und sie nicht das Gefühl hätte, dass er überhaupt etwas verstanden hat. Als ich ihr erklärte das er ein Mathe Ass ist verdrehte sie ungläubig die Augen und meinte nur, wir müssen damit rechnen, dass die Mathearbeit völlig daneben geht und diesen Misserfolg wolle sie ihm eigentlich ersparen. Motto: "Lernt noch mal mit euerm Kind!"
Wir vertrauten auf unseren Sohn. Fragten ihn was grade in Mathe gemacht wird und er erklärte uns dass das so einfach ist das es zu langweilig ist daran einen Gedanken zu verschwenden.
Nach der Arbeit kam die Lehrerin und
erklärte lapidar:".. das ist ja dann noch mal gut gegangen."
Er hatte eine Eins!
So eine Äußerung von einer Lehrerin mit Förderzusatz hätte ich nicht erwartet, zeigt aber wie wenig auf das Kind und die Eltern vertraut wird.
Wir haben gelernt, dass unser Sohn sich direkt und klar äußert. Wir können uns 100%  auf ihn verlassen. Wir vertrauen ihm auch wenn viele Außenstehende dies mit Unverständnis zur Kenntnis nehmen.
Jedes Kind kann etwas besonderes. Mia - in unserer Geschichte-kann unglaublich gut zeichnen.
Ein anders Kind wie in den Geschichten von "Prinz Seltsam und die Schulpiraten", kann gut rechnen oder handwerkeln.
So wie jedes Kind können auch Kinder mit "Behinderungen" etwas ganz besonders und das macht unser Leben bunt.
Geschichten wie "Mia- meine beste Freundin" und "Prinz Seltsam und die Schulpiraten" oder auch "Prinz Seltsam" sollte es mehr geben um aufzuzeigen, dass "Behinderung" nichts schlimmes ist.
Es wäre doch unglaublich langweilig wenn alle gleich wären.

Mehr Infos gibt es auch im Blog der Autorin
Reinschauen lohnt sich!!